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III - DAS ZWÖLFTE HAUS - DIE ERFAHRUNG, EIN WERKZEUG ZU SEIN

Absicht, Suche und Zeit

In meinem Buch „Die Wandlung Saturns“ habe ich unter der Überschrift „Wege zum Wesentlichen“ die Sextilbeziehung zwischen Steinbock und Fische ausführlich behandelt und versucht, das Ineinandergreifen der Qualität der Konzentration (Steinbock) und der Qualität der Auflösung (Fische) darzustellen. In Themen des zwölften Hauses klingt logischerweise etwas von dieser freundschaftlichen Beziehung des Sextils nach. Wir können hier also damit rechnen, an saturnischen Themen reifen zu müssen. Und ein wesentliches Thema Saturns ist die Zeit - welche jedoch so gar nicht in die raum-zeitlose Energie des zwölften Hauses passen mag. Der oben erwähnte Rahmen, in dem wir uns definieren, ist ebenfalls eine Domäne Saturns - und genau diesen Rahmen gilt es im Lauf der Zeit zu erweitern und immer wieder aufzulösen.


Im zwölften Haus stehen wir also vor dem scheinbar sinnlosen Versuch, hier thematisierte Energien zunächst zu definieren und zu einem Teil unseres Ichs zu machen. Tun wir dies nicht, manifestieren sich die betreffenden Qualitäten über Schwächen, Krankheiten und dergleichen - eben über ihre Abwesenheit in unserem inneren System und unsere daraus resultierende Abhängigkeit von anderen (was auf eine gewisse Weise wiederum Einheit herstellt). Gehen wir den Versuch an, erleben wir jedoch, wie uns die Qualität immer wieder entgleitet und wir ihrer nie so ganz habhaft werden können. Mit anderen Worten: Das zwölfte Haus haben wir nicht unter Kontrolle. Seine Qualitäten beugen sich nicht unserer Absicht. Oftmals sieht es vielleicht so aus, bis dann im entscheidenden Moment doch wieder irgendwas dazwischen kommt und unsere Absichten durchkreuzt. Da die Themen des zwölften Hauses das Gefühl der Sehnsucht in uns auslösen, können wir sie jedoch auch nicht einfach links liegen lassen. Themen des zwölften Hauses suchen uns heim.


Dies ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn hier sind wir nicht die Suchenden, sondern die Gesuchten. Die hier angesiedelten Qualitäten haben wir nicht unseretwegen, sondern des Ganzen wegen. Hier sucht das Ganze sich durch uns zu manifestieren, und es kann zu diesem Zweck das Kleid eines jedes größeren Systems als das des uns bewussten Systems annehmen. Aus diesem Grunde unterminieren die Energien des zwölften Hauses auch unsere saturnischen Errungenschaften: Saturnische Bemühungen sind dann von Erfolg gekrönt, wenn wir in ein bereits definiertes System eintreten, wenn wir reifer, verantwortlicher oder gesellschaftlich wirksamer werden und dies durch was auch immer belegen können. Das zwölfte Haus geht genau darüber hinaus und stellt unsere mühsam in der Zeit erworbenen Erfahrungen immer wieder in Frage, und zwar so lange, bis wir keine Antworten mehr wollen. Oder keine Fragen mehr haben.


Es liegt auf der Hand, dass eine solche Einstellung nicht leicht zu gewinnen ist, denn sie verzichtet schlussendlich auf die Erstellung eines Erfahrungsrahmens und damit auf die Kommunizierbarkeit der Erfahrung. Mit einer solchen Einstellung sind wir allein und vom zwölften Haus erfüllt. Voller Fragen und Antworten sind wir einsam und vom zwölften Haus verfolgt. So lange, bis wir aufgeben. Erst dann können wir ein Werkzeug in der Hand des Lebens werden.

Aufgabe und Hingabe

Wie kein anderes Haus konfrontiert uns das zwölfte Haus mit unseren Schwächen, und es kommt auf unseren Standpunkt an, wie wir Schwäche definieren. Sind wir der Ansicht, dass wir alles im Griff haben müssten, hört unser Weltbild beim saturnischen Prinzip auf. Dann stoßen wir an unsere (saturnischen) Grenzen und erfahren das zwölfte Haus als Mangelhaftigkeit, als Nicht-Können, Erfolg-Losigkeit und eben als die viel zitierte menschliche Schwäche - oder noch wertender: als menschliches Versagen. Bei einer solchen Einstellung hören wir mit unseren Bemühungen mitunter nicht eher auf, bis wir uns an den Rand der Erschöpfung getrieben haben, oder - je nach Plutoanteil - mittenhinein. Weil es eben doch irgendwie klappen, funktionieren, nach unserem Willen oder nach den Regeln gehen MUSS. Wir glauben, unsere letzte Sehnsucht dadurch stillen zu können, indem wir etwas für deren Erfüllung TUN.


Sich hingeben und aufgeben wäre eine Lösung. Doch warum fällt uns das so schwer? Vom eigenen Tun abzulassen, erfordert eine Haltung des Glaubens und Vertrauens, denn wir können nie sicher sein, dass unser Schicksal das vorsieht, was wir für uns vorgesehen haben wollen. Das zwölfte Haus fordert von uns nicht weniger als eine komplette Aufgabe unserer Vorstellungen. Themen des zwölften Hauses stellen die letzte Stufe eines jeden Entwicklungszyklus‘ für uns dar. Wenn wir uns hier aufhalten, sind wir kurz davor, einen neuen Zyklus zu betreten, eine neue Ebene zu erreichen. Doch diesen Schritt können wir nicht mehr selber gehen, hier müssen wir uns dem Leben anvertrauen können. Im Angesicht unseres „menschlichen Versagens“ bleibt uns hier nichts anderes übrig, als uns in den Fluss zu begeben, als mitzufließen und nicht bestimmen zu wollen (geschweige denn zu können), wohin wir gespült werden.


Das neue Ufer, die Anfangs- oder Widderphase einer neuen, zukünftigen Zeit, kann von uns aus dem Jetzt nicht definiert werden - denn dann wäre sie nicht neu. Das, was wir für neu halten, als Lösungen ansehen, als Weg zur Stillung unserer Sehnsucht, kann es nicht sein, denn dann hätten wir damit schon Erfolg gehabt. So lange wir unter unserer Sehnsucht in unserem Leben leiden, können wir sicher sein, Angst sowohl vor ihrer Erfüllung als auch ihrer Nicht-Erfüllung zu haben. Das Ausmaß des Leids ist spiegelbildlich zum Ausmaß des Misstrauens in das Leben. Dem zwölften Haus in uns wohnt die Aufforderung inne, etwas gehen zu lassen, und sein Herrscher und die dort platzierten Planeten geben eine etwas genauere Auskunft darüber. In Bezug auf diese Energien verlassen wir eine uns vertraute Daseinsstufe. Wir müssen vertrauen können, dass wir in etwas Neues eintreten, doch dazu müssen wir loslassen oder anders: aufgeben.


Der Begriff „Loslassen“ ist gerade im Zusammenhang mit neptunischen Gefilden arg strapaziert, „Aufgeben“ trifft die Befindlichkeit des zwölften Hauses meiner Meinung nach besser. Denn das zwölfte Haus schließt zwar das Wollen aus, aber nicht das Wünschen. Wir können unsere vergeblichen Versuche aufgeben, ohne unseren individuellen Wunsch aufzugeben. „Loslassen“ mündet oft in Resignation, Passivität oder Kraftlosigkeit, denn es wird in der Regel als absolut verstanden, so dass dann auch unsere Bedürfnisse des zwölften Hauses im Unterbewusstsein versenkt werden. Die Haltung des Wünschens kommt nach den vergeblichen Versuchen, uns unsere Wünsche selbst zu erfüllen, nach dem Wollen also. Im Wünschen verstehen wir uns als EmpfängerIn höherer Energien, mit dieser Haltung verkörpern wir die Einsicht unserer Grenzen. Wir sind für die Erfüllung dieser Wünsche nicht (mehr) zuständig, nicht verantwortlich. In diesem Kontext bekommt auch die Hingabe ein anderes Gesicht. Nach dem Aufgeben der Verantwortung für die Erfüllung unserer Wünsche können wir uns dem, was uns in den Belangen des zwölften Hauses möglich ist, unschuldig hingeben. Ohne Pflicht, ohne Absicht, ohne Zeitrahmen, ohne Ziel, ohne irgendetwas anderes als das Aufgehen darin, die Hingabe daran. So kann „Aufgeben“ zur Entlastung führen und „Hingabe“ zum heilen (heilenden) Moment. Das zwölfte Haus will die Welt heilen und bedient sich dazu unserer Seele als einem Teil der Welt. In der absichtslosen Hingabe an uns selbst steht dem kein Widerstand mehr entgegen.


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