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In meinem Buch „Die Wandlung Saturns“ habe ich unter der Überschrift „Wege zum Wesentlichen“ die Sextilbeziehung zwischen Steinbock und Fische ausführlich behandelt und versucht, das Ineinandergreifen der Qualität der Konzentration (Steinbock) und der Qualität der Auflösung (Fische) darzustellen. In Themen des zwölften Hauses klingt logischerweise etwas von dieser freundschaftlichen Beziehung des Sextils nach. Wir können hier also damit rechnen, an saturnischen Themen reifen zu müssen. Und ein wesentliches Thema Saturns ist die Zeit -
Im zwölften Haus stehen wir also vor dem scheinbar sinnlosen Versuch, hier thematisierte Energien zunächst zu definieren und zu einem Teil unseres Ichs zu machen. Tun wir dies nicht, manifestieren sich die betreffenden Qualitäten über Schwächen, Krankheiten und dergleichen -
Dies ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn hier sind wir nicht die Suchenden, sondern die Gesuchten. Die hier angesiedelten Qualitäten haben wir nicht unseretwegen, sondern des Ganzen wegen. Hier sucht das Ganze sich durch uns zu manifestieren, und es kann zu diesem Zweck das Kleid eines jedes größeren Systems als das des uns bewussten Systems annehmen. Aus diesem Grunde unterminieren die Energien des zwölften Hauses auch unsere saturnischen Errungenschaften: Saturnische Bemühungen sind dann von Erfolg gekrönt, wenn wir in ein bereits definiertes System eintreten, wenn wir reifer, verantwortlicher oder gesellschaftlich wirksamer werden und dies durch was auch immer belegen können. Das zwölfte Haus geht genau darüber hinaus und stellt unsere mühsam in der Zeit erworbenen Erfahrungen immer wieder in Frage, und zwar so lange, bis wir keine Antworten mehr wollen. Oder keine Fragen mehr haben.
Es liegt auf der Hand, dass eine solche Einstellung nicht leicht zu gewinnen ist, denn sie verzichtet schlussendlich auf die Erstellung eines Erfahrungsrahmens und damit auf die Kommunizierbarkeit der Erfahrung. Mit einer solchen Einstellung sind wir allein und vom zwölften Haus erfüllt. Voller Fragen und Antworten sind wir einsam und vom zwölften Haus verfolgt. So lange, bis wir aufgeben. Erst dann können wir ein Werkzeug in der Hand des Lebens werden.
Wie kein anderes Haus konfrontiert uns das zwölfte Haus mit unseren Schwächen, und es kommt auf unseren Standpunkt an, wie wir Schwäche definieren. Sind wir der Ansicht, dass wir alles im Griff haben müssten, hört unser Weltbild beim saturnischen Prinzip auf. Dann stoßen wir an unsere (saturnischen) Grenzen und erfahren das zwölfte Haus als Mangelhaftigkeit, als Nicht-
Sich hingeben und aufgeben wäre eine Lösung. Doch warum fällt uns das so schwer? Vom eigenen Tun abzulassen, erfordert eine Haltung des Glaubens und Vertrauens, denn wir können nie sicher sein, dass unser Schicksal das vorsieht, was wir für uns vorgesehen haben wollen. Das zwölfte Haus fordert von uns nicht weniger als eine komplette Aufgabe unserer Vorstellungen. Themen des zwölften Hauses stellen die letzte Stufe eines jeden Entwicklungszyklus‘ für uns dar. Wenn wir uns hier aufhalten, sind wir kurz davor, einen neuen Zyklus zu betreten, eine neue Ebene zu erreichen. Doch diesen Schritt können wir nicht mehr selber gehen, hier müssen wir uns dem Leben anvertrauen können. Im Angesicht unseres „menschlichen Versagens“ bleibt uns hier nichts anderes übrig, als uns in den Fluss zu begeben, als mitzufließen und nicht bestimmen zu wollen (geschweige denn zu können), wohin wir gespült werden.
Das neue Ufer, die Anfangs-
Der Begriff „Loslassen“ ist gerade im Zusammenhang mit neptunischen Gefilden arg strapaziert, „Aufgeben“ trifft die Befindlichkeit des zwölften Hauses meiner Meinung nach besser. Denn das zwölfte Haus schließt zwar das Wollen aus, aber nicht das Wünschen. Wir können unsere vergeblichen Versuche aufgeben, ohne unseren individuellen Wunsch aufzugeben. „Loslassen“ mündet oft in Resignation, Passivität oder Kraftlosigkeit, denn es wird in der Regel als absolut verstanden, so dass dann auch unsere Bedürfnisse des zwölften Hauses im Unterbewusstsein versenkt werden. Die Haltung des Wünschens kommt nach den vergeblichen Versuchen, uns unsere Wünsche selbst zu erfüllen, nach dem Wollen also. Im Wünschen verstehen wir uns als EmpfängerIn höherer Energien, mit dieser Haltung verkörpern wir die Einsicht unserer Grenzen. Wir sind für die Erfüllung dieser Wünsche nicht (mehr) zuständig, nicht verantwortlich. In diesem Kontext bekommt auch die Hingabe ein anderes Gesicht. Nach dem Aufgeben der Verantwortung für die Erfüllung unserer Wünsche können wir uns dem, was uns in den Belangen des zwölften Hauses möglich ist, unschuldig hingeben. Ohne Pflicht, ohne Absicht, ohne Zeitrahmen, ohne Ziel, ohne irgendetwas anderes als das Aufgehen darin, die Hingabe daran. So kann „Aufgeben“ zur Entlastung führen und „Hingabe“ zum heilen (heilenden) Moment. Das zwölfte Haus will die Welt heilen und bedient sich dazu unserer Seele als einem Teil der Welt. In der absichtslosen Hingabe an uns selbst steht dem kein Widerstand mehr entgegen.